Eisenbahnstraße 6, 16225 Eberswalde | Wohn- und Geschäftshaus seit 1994 (erbaut 1885)

Geschichte

Die Geschichte der Eisenbahnstraße 6 in Eberswalde

Fassade (2024)

Das prächtige Gebäude in der Eisenbahnstraße 6 befindet sich in fünfter Generation seit mehr als 100 Jahren im Familienbesitz. Es wurde im Jahr 1885 von dem Eberswalder Maurermeister Heinrich Schäffer als repräsentative Stadtvilla errichtet. Im Jahr 1923 ging die Gründerzeitvilla in den Besitz der Familie Hickstein (heute Wartenberg) über.

Im Gegensatz zu den benachbarten Mietshäusern, die als Renditeobjekte gebaut wurden, war dieses Gebäude als privates Wohnhaus für eine wohlhabende bürgerliche Familie konzipiert. Später fungierte es als Knabenpensionat, bevor es wieder als Familiendomizil genutzt wurde. Der spätklassizistische Entwurf zeichnet sich durch seine elegante Zurückhaltung und zugleich kunstvoll verzierten Fassadenschmuck aus.

Mit der städtebaulichen Entwicklung Eberswaldes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Stadt zu einem wichtigen Industrie- und Verwaltungszentrum heranwuchs, nahm auch die Bedeutung der Eisenbahnstraße zu. Das Gebäude in der Eisenbahnstraße 6 hebt sich von den umgebenden Bauten ab, da es etwa 15 Meter hinter der regulären Bauflucht errichtet wurde. Dies ermöglichte die Schaffung eines großzügigen Vorgartens, der heute als Parkplatz mit acht Stellplätzen dient.

Das dreigeschossige Haus mit Souterrain beeindruckt durch seine außergewöhnliche Fassade, die den Bossenputz und die repräsentativen Fensterelemente vereint. Der Zugang erfolgt über eine stilvolle Freitreppe, die das Haus und seine besondere Stellung in der Umgebung zusätzlich betont.

Eine Herausforderung und ein Erhalt für die Zukunft

Nach Jahrzehnten der Nutzung und des allmählichen Verfalls war das Haus nach der Wende in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand. Ein Abriss schien unausweichlich. Die Genehmigung war schon erteilt. Doch 1993 entschieden sich die Eigentümer, das Gebäude zu retten und die Familiengeschichte fortzuführen. Die umfassende Restaurierung in den Jahren 1993/94 erforderte erhebliche Investitionen in Millionenhöhe, die vor allem aus privaten Mitteln aufgebracht wurden.

Im Rahmen dieser Sanierung wurden sowohl die Fassade als auch die originalen Grundrisse und die historischen Innenräume bewahrt. Besondere Aufmerksamkeit erhielten das herrschaftliche Treppenhaus sowie die originalen Fenster und Türen, die sorgsam restauriert wurden. Eine der Besonderheiten des Hauses ist die kreisförmig geschwungene Treppe mit hölzernem Handlauf, die vollständig erhalten geblieben ist.

Im Zuge der Sanierung wurde das Gebäude um ein weiteres Stockwerk erweitert. Über das Souterrain, das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss hinaus wurde das Dachgeschoss zum zweiten Obergeschoss ausgebaut.

Seitdem wird das Gebäude als Wohn- und Geschäftshaus genutzt. Es beherbergt heute drei Wohn- und fünf Gewerbeeinheiten. Die Kombination aus Wohn- und Arbeitsräumen ermöglicht eine lebendige und vielseitige Nutzung, die sowohl dem historischen Erbe als auch modernen Anforderungen gerecht wird.

Eingangsbereich (2024)

Denkmalgeschütztes Erbe

Fotograf: Möller, Dieter (1997)

Heute steht das Gebäude unter Denkmalschutz und ist als Einzeldenkmal im Landkreis Barnim anerkannt. Sein architektonischer und städtebaulicher Wert ist von großer Bedeutung und gilt als Zeugnis bürgerlicher Wohnkultur des späten 19. Jahrhunderts. Es repräsentiert die Geschichte der baulichen Entwicklung Eberswaldes und verdeutlicht zugleich wie privates Engagement einer Familie erfolgreich zum Erhalt eines historisch wertvollen Bauwerks führen kann.